Das erste Selfie – Schüler*innen machen Senior*innen smart
Erich, Renate und Harry wissen nach dem Besuch im Generationentreff Velbert-Mitte, wie man Selfies macht.
„Markus, kannst du mir das noch einmal mit dem Youtube zeigen“, fragt Renate? Markus geht in die siebte Klasse, Renate ist Besucherin des Generationentreffs Velbert-Mitte. Natürlich kann er ihr zeigen, wie sie ihre Lieblingssendung –„Sturm der Liebe“ – auf Youtube findet. Der Schüler gehört zur ersten Generation, die eine Welt ohne Soziale Medien nie kennen gelernt hat.
Renate dagegen hat sich vor einem Jahr ihren ersten Computer gekauft. Mit 81 Jahren. Auch ein Smartphone hat sie, aber die verschiedenen Anwendungen fallen ihr noch schwer. Hilfe holt sie sich von denen, die täglich mehrere Stunden im Internet verbringen. 13 Schüler des katholischen Religionskurses des Nikolaus-Gehlen-Gymnasiums sind in den Generationentreff der AWO Velbert-Mitte gekommen, um ihnen Nachhilfe in Sachen „Facebook, Whattsapp und Co.“ zu geben.
Für beide Seiten ist es ein Treffen mit Seltenheitswert. „Dabei ist es wichtig, dass sich die Generationen wirklich begegnen“, sagt Julia Wartner. „Nur so entsteht Verständnis – und nicht, wenn beide weiter auf unterschiedlichen Planeten leben“, weiß die Leiterin des Generationentreffs.
Von den Besuchern des Generationentreffs haben die meisten ein Smartphone oder einen Computer. Harry (83) hat sich gerade zusätzlich ein Tablet gekauft, „um mir endlich auch mal die Fotos und Videos in groß ansehen zu können, die ich mit dem Smartphone mache.“ Für ihn ist das Handy aber auch eine Hilfe im Alltag. Er nutzt es als Gedächtnisstütze – es hat den Einkaufszettel abgelöst. Stift und Papier braucht er nicht mehr.
Aber den Senior*innen erschließt sich längst nicht alles so automatisch, wie den Jugendlichen. „Meine Bekannten sind alle bei Facebook“, sagt Erich (82), „aber ich tue mich damit noch etwas schwer.“ Genau hier kommen die Schüler ins Spiel. Dank der Expertise der jungen „digital natives“ bekommen die Senior*innen ein Anwenderwissen, das ihnen sonst verschlossen geblieben wäre. Und unter anderem erfahren sie auch, was ein „shitstorm“ ist und warum man ihn besser nicht bekommt.
Eine Frage hat Renate dann doch noch: „Wie geht das eigentlich mit den Selfies?“ Die Schüler*innen zeigen es ihr. „Die sind clever, die Kinder“, sagt Renate nachher anerkennend. Findet Harry auch, er will ihnen das Lob aber nicht allein überlassen. „Clever sind wir auch“, sagt er.